„Risiko für Entführungen ist gestiegen“

Unternehmeredition.de - 26.07.2016

Erhöhte Sicherheitsstufe bei den Festspielen in Bayreuth. Für Markus Weidenauer, Chef der SecCon Group GmbH in München, bedeutet das höchste Alarmbereitschaft. Dort ist er für das Sicherheitskonzept und die Umsetzung verantwortlich. Zudem schützt er wohlhabende Familien vor Erpressungen und Entführungen.

Nach den Anschlägen in München und Ansbach wurden die Sicherheitsvorkehrungen für die Bayreuther Festspiele drastisch erhöht. Inwiefern?

Wie viele Leute vor Ort für die Sicherheit garantieren darf ich nicht verraten. Die Bayreuther Festspiele sehen sich schon seit Beginn des Jahres einer erhöhten Sicherheitslage ausgesetzt. Wir haben den Auftrag, ein Sicherheitskonzept zu entwickeln, das aus vielen Komponenten besteht – sichtbare und unsichtbare. Viele Absprachen treffen wir mit der Kriminalpolizei, dem Polizeipräsidium und stellenweise auch mit den Bundesbehörden.

Wie sieht dieses Konzept aus?

Es beinhaltet etwa den Aufbau eines Krisenmanagements. Wichtig ist es, Dinge vorab zu klären, um entscheidungsfähig zu sein. Was tut man etwa, wenn es eine Bombendrohung gibt? Wer bewertet diese? Wer stimmt diese mit wem ab? Welche Maßnahmen werden eingeleitet? Für die Festspiele in Bayreuth übernehmen wir die gesamte Sicherheitskoordination mit dem Krisenstab der Polizei und dem örtlichen Sicherheitsdienstleister.

Dann haben Sie momentan aufgrund der erhöhten Gefahrenlage sicherlich viel zu tun?

Das ist richtig. Auch weil es gar nicht so viele Unternehmen unserer Art gibt. Die Expertise mit einer terroristischen Bedrohungslage umzugehen, haben klassische Sicherheitsunternehmen nicht. So muss auch das Sicherheitspersonal, das vor Ort eingestellt wird, geschult werden, um eine gewisse Sensibilität zu erfahren.

Sie übernehmen auch Personenschutz für reiche Familienunternehmen. Zuletzt wurde der Einzelhändler Lidl erpresst. Im vergangenen Jahr wurde der Sohn von Reinhold Würth entführt. Haben kriminelle Handlungen gegenüber reichen Familien zugenommen?

Das ist schwer zu beurteilen. Denn nicht immer werden Menschen tatsächlich entführt. Häufig kann man mit einem Maßnahmenkonzept feststellen, dass vorbereitende Handlungen stattfinden. Davon bekommt die Öffentlichkeit in aller Regel nichts mit. Sie erfährt meist nur davon, wenn sie zum Fahndungserfolg beitragen kann. Ansonsten wird sie nicht gesucht.

 

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